39
den Sicilianern im Jahr 1812 unter englischem Einflu verliehene freisinnige Verfassung auf, und fhrte die unumschrnkte Regierungsgewalt wieder ein. Von den franzsischen Einrichtungen wurden die, welche Gesittung und Fortschritt htten frdern knnen, beseitigt, diejenigen aber, welche, wie das Steuerwesen, der Regierung vermehrte Machtquellen zu-fhrten, sorgfltig belassen, und das ganze Unterrichtswesen den Jesuiten berwiesen. In demselben Mae, wie aller Fortschritt hierdurch niedergehalten ward, blhte das Ruber-Wesen auf, so da die Regierung mit einzelnen Huptlingen frmliche Vertrge abschlieen mute, um die Ruber durch ihre Anfhrer auszurotten.
Im Kirchenstaate schaffte Papst Pius Vii. nach seiner Rckkehr (1814) Alles ab, was an die Franzosenherrschaft erinnern konnte; das alte System trat wieder in Kraft, und mit ihm eine Reihe verjhrter Mibrauche. Die Inquisition und der Jesuitenorden kehrten zurck und eine Unzahl von Klstern tauchte auf; alle hheren Stellen in der Verwaltung und Rechtspflege kamen in die Hnde der Prlaten; das Bettel- und Ruberwesen gedieh auch hier zur Blthe.
In Toskana stellte der Groherzog Ferdinand Iii. die frheren Einrichtungen zwar wieder her, aber der Geist der Bildung, Milde und Gerechtigkeit, der einst seinen Vater Leopold beseelt hatte, war auch auf den Sohn bergegangen. Die Unterthanen hatten keine Ursache zur Unzufriedenheit und schlssen sich deshalb spter, als andere italienische Staaten, den Bestrebungen fr eine nationale und politische Wiedergeburt Italiens an.
Wahrend Parma, wo Napoleons hinterlassen: Gemahlin die Erzherzogin Maria Louise, regierte, sich, wenn auch keiner liberalen, doch einer milden Verwaltung erfreute, schien es sich der Herzog von Modena zur Aufgabe gemacht zu haben, sein Volk durch despotische Hrte zu erbittern.
Victor Emanuel, der auf feiner Insel Sardinien die acht Jahre franzsischer Herrschaft vertrumt hatte, verfolgte na* seiner Rckkehr (1814) alle franzsischen Einrichtungen mit dem unsinnigsten und wildesten Haffe, lie aber den hheren Steuerfu bestehen. Die Vorrechte der Geistlichkeit und des Adels wurden wieder hergestellt, die Bisthmer von acht auf
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- 49
V.
Griechenlands Erbebung und Wiedergeburt. Nuland und die Trkei.
Durch die Eroberung Konstantinopels (1453) hatte das bildungsfeindliche Volk der Osmanen den Sdosten Europas in Besitz genommen und sich in die Reihe der europischen Staaten eingezwngt. Aber die beiden Volkselemente, Er-oberer und Besiegte, waren niemals zu einem eigentlichen Staate verschmolzen: sie blieben getrennt durch Religion, Sprache, Sitte und Charakter; Barbarei und Despotismus aus der einen Seite, Freiheitsdrang und Bildungstrieb auf der anderen muten sich gegenseitig abstoen. Mehr als viertehalb Jahrhunderte seufzten die Griechen, die, wenn auch mit Elementen slavischer Stmme vermischt, doch zum Theil als unmittelbare Nachkommen der Hellenen zu betrachten sind, unter trkischem Joche. Alles Rechtsschutzes beraubt, sahen sie Frauen und Tchter, Hab' und Gut der rohen Gewalt preisgegeben, ohne da das Freiheitsstreben in ihnen erloschen wre. Die Geschichte erwhnt mancher Befreiungsversuche des unglcklichen Volkes, das, oft ein Opfer tuschender Ver-sprechungen und trgerischer Hlfe, seine Erhebungen stets unter schrecklichen Folgen scheitern sah, den Blick bald nach dem glaubensverwandten Rußland, bald nach dem in ver-jngter Kraft erstehenden Frankreich und seinem jugendlichen Helden Bonaparte gerichtet.
Im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts fate der Kaufmann Rhigas, aus Pher in Thessalien gebrtig und in Bukarest ansssig, ein Freund der abendlndischen Literatur, den khnen Gedanken, sein unterdrcktes Vaterland vom trkischen Joche zu befreien. Seine Hoffnungen waren dabei auf Bonaparte gerichtet, in dem damals noch viele Zeitgenossen den Vorkmpfer der Freiheit erblickten. Rhigas begab sich nach Wien, um die dort wohnenden Griechen fr seinen Plan zu gewinnen, von da nach Trieft, um mit Bona-parte persnlich zu unterhandeln. Aber ein feiger Freund verrieth ihn der streichischen Regierung, die in Rhigas nur einen unruhigen Kopf" sah und ihn seinem rechtmigen Herrn", dem Sultan, auslieferte. In Belgrad erlitt Rhigas eine entsetzliche Todesstrafe: er wurde zwischen zwei Brettern
Stacke, neueste Geschichte 3. Aufl. 4
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Extrahierte Ortsnamen: Griechenlands Europas Frankreich Thessalien Bukarest Wien Rhigas Belgrad
74 -Vii.
Frankreich bis zur Julirevolution. (1815-1830.)
Die Schlacht bei Waterloo hatte die Bourbonen zum zweiten Male auf den franzsischen Thron gefhrt. Am 9. Juli 1815 hielt die knigliche Familie ihren Einzug in Paris. Ludwig Xviii., ehemals Graf von Provence, hatte schon bei seiner ersten Rckkehr (1814) auf das Andrngen der fremden Mchte eine Verfassung (charte constitutionelle) ertheilt, die viele freisinnige Bestimmungen enthielt. Es gab damals in Frankreich vier Parteien: die constitutionelle, zu der Lafitte, Manuel, Lafahette, Beranger, Benjamin-Constant gehrten, umfate den grten Theil der Nation, insbeson-dere die Gebildeten. Zwei andere Parteien, die Republikaner und Bonapartisten, hatten nach den bitteren Erfahrungen der letzten Jahrzehnte nur geringe Bedeutung. Um so mchtiger regte sich die vierte Partei, die der ungemigten Royalisten oder Ultra's, die nichts weniger als eine vllige Wiederher-stellung der Zustnde vor der Revolution von 1789 erwarteten und erstrebten. Herstellung der Privilegien des Adels und der Geistlichkeit als der alten bevorrechteten Stnde, Rckgabe der veruerten Adels- und Kirchengter, Herrschaft durch die hchsten Hof-, Militr- und Civilstellen, so wie Beherrschung des gesammten Unterrichtswesens: das waren die Ziele, deren Erreichung sich die Partei der Ultra's gesetzt hatte, zu der Adel und Geistlichkeit gehrten, und die im Pavillon Marsan" ihre dem Staate verderbliche Thtigkeit bte. An ihrer Spitze stand des Knigs Bruder Karl, der achtundfnfzigjhrige Graf von Artois, der den Oberbefehl der die Nationalgarde fhrte und an der Spitze einer streng-kirchlichen Genossenschaft, der Congregation, stand. Bei der Kinderlosigkeit Ludwigs Xviii. war Graf Artois der nchste Erbe des Thrones. In seiner Jugend hatte er als voll-kommener Cavalier gegolten, dem keine noble Passion fremd geblieben, und im Auslande war er die Seele der Emigration gewesen, die Blume oder der Spiegel der Ritterschaft; man sagte von ihm, er wisse auf das Gratlseste sein Ro zu be-steigen, auf das Ritterlichste seinen niemals von Feindes-
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Frankreich
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Mut gerotteten Degen zu ziehen; um so krftiger zuckte er das Jagdmesser, um so entzckender spielte er Theater. Nach einem ungebundenen Lebenswandel hatte er sich streng-kirch-lichen Hebungen ergeben, hate als Haupt der Ultra's die Constitution und hegte von der Wrde eines unumschrnkten Knigs so berspannte Vorstellungen, da er lieber Holz sgen als ein König nach englischem Muster sein wollte. Karls Shne waren der Herzog von Angouleme und der Herzog von Berry, jener vermhlt mit Marie Therese, der unglcklichen Tochter des hingerichteten Ludwig Xvi., dieser mit der neapolitanischen Prinzessin Marie Karoline, Enkeltochter des Knigs von Neapel und Sicilien; beide waren geistig unbedeutend, aber Berry gutmthiger und lebhafter. Bei seinem feurigen Wesen hatte man ihn an die Spitze der Truppen gestellt, aber durch unkluge Behandlung der alten napoleoni-schen Krieger und durch launenhaften Tadel in Kleinigkeiten hatte er sich deren Unwillen in hohem Grade zugezogen. Da auch Angouleme's Ehe kinderlos war, so beruhte auf ihm die Hoffnung der Familie.
König Ludwig Xviil war ein Mann von Geist, feiner Bildung und edlem Charakter, von dem Wunsche beseelt, sein Volk zu beglcken. Sein Streben, im Geiste der Zeit nach der von ihm gegebenen Verfassung zu regieren, mag aufrichtig gewesen sein, aber er besa nicht die Energie, unter dem Kampfe der mit einander ringenden feindseligen Geister das Staatsschiff mit Glck und Sicherheit zu lenken. Seit dem 24. Septbr. 1815 stand Herzog Richelieu an der Spitze des Ministeriums, der, wenngleich Royalist. doch kein Ultra war. Dagegen bestand die neue Kammer, die am 7. Octbr. 1815 zusammentrat, aus den wthendsten Ultra's, die, kniglicher als der König selbst, die Wiederherstellung des alten Frankreichs und des Hofregimentes Ludwigs Xiv. in Absicht hatten. Alle, die fr den Tod Ludwigs Xvi. gestimmt oder während der hunbert Tage Aemter angenommen hatten, *)
* Der berhmteste Fall war der des Marschalls Ney, der nach einer erschtternden Verhandlung zum Tode vernrtheilt und am 7. De-, cember 1815 erschossen ward. Dasselbe Schicksal hatten Labedoyre und Andere.
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grlicher Straenkampf. Die Zahl der Angreifer erhielt Zuwachs durch die Studirenden der polytechnischen, der Rechts-und der Thierarznei-Schule, und auch die seit 1827 aufgelste Nationalgarde erschien in ihren alten Uniformen auf den Kampf-statten. Die Reiterei wurde durch die Barricaden in Un-thtigkeit erhalten: Latten, Dachziegeln, ja ganze Schorn-steine winden auf die Truppen geschleudert, und Tpfe voll siedenden Wassers, Vitriolsure und Scheidewasser aus den Fenstern gegossen. Schauerlich wimmerten von allen Thr-men die Sturmglocken in das Gebrll der Kanonen und das Knattern des Kleingewehrfeuers, während von den Barricaden die Tne der Marseiller Hymne schmetternd die Lfte durch-zitterten. Der wthendste Kampf entstand um das Stadthaus, das die tapfere Garde zehnmal erstrmte und zehnmal an die Volkshaufen wieder verlor. Inzwischen hatte man Abgeord-nete, unter denen sich der reiche Banquier Lafitte und Casimir Perrier befanden, an Marmont gesandt, um ihn auf die Seite des Volkes zu ziehen, aber obwohl von der Unzulnglichkeit seiner Mittel berzeugt, die er dem Knigs offen schilderte und zum Nachgeben rieth, beharrte er auf seinem Posten. Ver-gebens blieben auch Deputationen an Polignac, an den König selbst, die um Einstellung der Feindseligkeiten und um Zurck-nhme der Ordonnanzen baten. König und Minister beharr-ten auf ihrem Willen, und die Wogen der Revolution rollten immer mchtiger daher, thrmten sich immer hher 'empor, um zum zweiten Male das legitime Knigthum zu berfluthen und in ihrem Abgrunde zu begraben.
Auf dem vom Volke genommenen Stadthause trat ein Municipalausschu zusammen, zu welchem Lafitte, Casimir Perrier und andere gehrten, die smmtliche Geschfte leiteten. Der greise Lafayette, der sich der Revolution angeschlossen, er-hielt den Oberbefehl der die bewaffnete Macht, und seine Erscheinung rief unendliche Begeisterung hervor. Noch be-haupteten die kniglichen Truppen das Schlo der Tuilerien und den Louvre, und wiederholte Angriffe blieben ohne Er-folg. Das Militr bewies in seiner schwierigen Lage, von Durst, Hunger und Munitionsmangel bedrngt, eine heroische Ausdauer und Aufopferung, und erst auf die Nachricht, da ein Haufe von 20,000 Streitern auf dem Wege nach St.
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denn einst unterzeichnete: Louis Philippe Egalite, durch Ge-burt franzsischer Prinz zu seinem Unglck, aber Jacobiner bis zu den Fuzehen." Er hatte bedeutenden Antheil an den Schlachten der Republik bei Valmy und bei Jemappes, ward aber beim Beginn der Schreckensherrschaft in Dumouriez's Schicksal verwickelt, und floh auf streichisches Gebiet. Sodann begab er sich in die Schweiz, wo er als Lehrer der Mathe-matik an einem Privatinstitute zu Reichenau angestellt ward. Als die Strme der Revolution auch dieses Land erreichten, hielt er sich hier nicht mehr fr sicher, gab seine Stelle auf und bereiste Dnemark, Schweden und Norwegen. Im Jahre 1796 schiffte er sich nach Nordamerika ein, dessen Institutionen er kennen lernte, und lebte seit 1800 in England, das ihm 2000 Pfund Jahrgelder bewilligte. Nach dem Tode seiner jngeren Brder ging er nach Sicilien, vermhlte sich 1809 zu Palermo mit Maria Amalia, Tochter Ferdinands von Sicilien, und schwur Treue dem legitimen Souvern und Ha dem revolutionren Wahnsinn." Nach der Restauration kehrte er nach Frankreich zurck, wo er als kniglicher Prinz den Rang eines Generals erhielt und wieder in den Besitz seiner vterlichen Gter kam. Da er sich vom Gelsten nach der Krone fern zu halten wute, fand er bei Hofe Aufnahme, ohne da ihm der König, der ihm sogar den Titel knigliche Hoheit" verweigerte, oder die Herzogin von Angouleme volles Vertrauen schenkten. *) Louis Philipp sah irrt Palais Royal die vornehmsten Knstler, Dichter und Industriellen von Paris bei sich, wute seinem Leben einen gewissen brgerlichen An-strich zu geben und lie seine Shne in den ffentlichen Schu-len erziehen. Whrend er auf seinem Landgute Neuilly nur den wirtschaftlichen Sorgen fr seine Gter zu leben schien, unterhielt er im Geheimen Verbindungen mit der liberalen Partei und lie seinen Namen zum Hoffnungsanker der Un-zufriedenen werden. Bei der Krnung Karls X. rief er mit
*) Als einst die Herzogin von Berry den König bat, ihr ein Ka-briolet zu geben, wie es der Herzog von Orleans habe, widerrieth ihr der König ein so gefhrliches Fahrzeug, und auf die Entgegnung der Berry, da es auch fr den Herzog gefhrlich fei, sagte er, ob dieser den Hals breche, sei ihm ziemlich gleichgltig.
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Extrahierte Ortsnamen: Schweden Norwegen Nordamerika England Sicilien Palermo Sicilien Frankreich Paris Neuilly Karls
155
nach Kopfzahl, ja sogar fast gnzliche Steuerfreiheit der-sprach. Aber Niemand traute seinen Verheiungen. Sein Bruder, Herzog Wilhelm, der gleich nach dem Ausbruch der Unruhen von Berlin nach Braunschweig geeilt war, bernahm vorlufig die Regierung. Ein Versuch des flchtigen Fürsten, den verlorenen Thron wieder zu gewinnen, schlug gnzlich fehl (November 1830)*). Am 2. December 1830 erklrte die Bundesversammlung den Herzog Karl fr unfhig zur Re-gierung und bertrug dieselbe seinem Bruder Wilhelm, der unter Zustimmung smmtlicher Agnaten am 25. April 1831 die Herrschaft antrat. Eine neue freisinnige Verfassung ward ausgearbeitet und diese am 12. Dctober 1832 als Grundgesetz des Landes bekannt gemacht.
In Kurhessen, wo das Volk die Rckkehr seines alten Frstenstammes wie eine Befreiung von fremdem Joche begrt hatte, herrschte seit langer Zeit allgemeine Mistimmung. Kurfürst Wilbelm I., der so gerne alle Erinnerung an die franzsische Herrschaft ausgelscht htte, war 1821 gestorben. Das Volk hoffte von seinem Sohne und Nachfolger Wil-Helm Ii. durchgreifende Verbesserungen, aber seine Lage ward nur noch schlimmer. Wilhelm Ii. stand seinem Vater an Hang zur Willkr gleich, berbot ihn aber an Hrte und Mitrauen. Die Steuerlast steigerte sich, die ffentlichen Ein-nahmen wurden von ihm beliebig verwandt. Ohne alle Noth, einzig zu seinem Vergngen, hielt er eine strkere Kriegsmacht, als es sein Bundesverhltm verlangte; der polizeiliche Druck stieg aufs Hchste, und ein frmliches Sphersystem breitete sich der das ganze Land aus. Whrend seine Gemahlin, eine Schwester des Knigs Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen, von ihm gnzlich vernachlssigt wurde, lebte er ffentlich mit seiner zur Grfin von Reichenbach erhobenen Geliebten, die auf die Regierung einen verderblichen Einflu ausbte.
Unter solchen Umstnden muten die von der Juli-revolution ausgehenden Funken einen empfnglichen Zndstoff
*) Er ging nach Paris und trieb sich dann wie ein fahrender Ritter umher. Nach Deutschland kam er nicht wieder. Er starb am 18. August 1873 zu Genf.
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Kurhessen Reichenbach Paris Deutschland Genf
257
griff am 25. Juli die (Sorben Bei Custozza an. Er erfocht einen glnzenben Sieg, durch welchen Deftreich gerettet wrbe. Obgleich es den farbinifchen Truppen an Tapferkeit nicht fehlte, so Hinberte boch der Mangel an Planmigkeit in ihren Bewegungen allen Erfolg. Karl Albert, der sich im Gefecht der grten Gefahr rcksichtslos aussetzte, Besa keine Fhig-feit, das Ganze zu leiten, mate sich aber aus Eifersucht gegen Befhigtere Generale die Entscheibung stets allein an. Rabetzky verfolgte die Sarben mit reienber Schnelligkeit und zog am 6. August in Mailanb ein, wo Karl Albert durch feine planlose Kriegfhrung sich den Verbacht des Verraths zugezogen hatte, und sein Sebeit von Seiten der Demokraten Bebroht war. Er zog sich in sein Knigreich zurck und schlo am 9. August einen Waffenstillstand der ihn zur Rumung der Sombarbei verpflichtete.
Der Sieg der ftreichifchen Waffen war auch auf das Schicksal Mittel- und Sbitaliens nicht ohne Einflu. Da Ferbinanb Ii. von Neapel die Insel teilten aller ihrer frheren Rechte Beraubt hatte, und als Bloe Provinz Behanbelte, so war in Palermo am 12. Januar ein offener Aufstanb aus-gebrochen. Die tabt hielt stanbhaft ein Bombarbement aus und nthigte die Besatzung, sich nach Neapel einzuschiffen. Der glckliche Erfolg der ficiltanifchen Erhebung wirkte auf Neapel zurck, wo der König am 29. Januar eine Verfassung nach franzsischem Muster versprach, die am 10. Februar Bekannt gemacht wrbe, und ein liberales Ministerium ernannte. Diese Verfassung wrbe von teilten abgelehnt. Hier warb ein Parlament nach der Verfassung von 1812 einberufen, und die Februarrevolution zwang Ferbinanb Ii. zur Anerkennung berfelben. Aber bamit waren die Leiter der Bewegung nicht zufrieben; sie verlangten fr icilien Besonbere Verwaltung und ein eigenes Heer und wollten zwischen Neapel und icilien nur eine Personalunion einrumen, eine Forberung, die von Ferbinanb Ii. verworfen wrbe. In Neapel wrbe die Verfassung nur von dem gebilbeten und freisinnigen Mittel-stanb mit Begeisterung aufgenommen; Abel und Geistlichkeit und das von den Priestern in Dummheit und Aberglaube erhaltene Volk wiberstrebte jeber politischen Vernberung. Auer der reactionren Partei gab es in Neapel auch eine republi-
Stacke, neueste Geschichte. 3. Aufl. 17
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Extrahierte Personennamen: Karl_Albert Karl Rabetzky August Karl_Albert Karl August
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mit den Grundstzen der Freiheit und Gleichheit am meisten bereinstimmende Regierungsform bekannt gemacht, deren Fest-stellung aber von der Genehmigung des Volkes abhngen sollte, und die Ministerien besetzt waren (vgl. Xvi.), hatte die provisorische Regierung mit der Ausfertigung einer Menge von Decreten zu thun, die an die Civil- und Militr-^ autoritten in den Departements der die neue Ordnung der Dinge zu erlassen warnt. Dieselbe soll von ihrer An-fnft im Stadthause bis gegen Morgen, wo ihren Mit-gliedern vor Ermdung die Augen zufielen und die Feder ihren Hnden entsank, gegen siebzig Decrete und Erlasse ausgefertigt haben.
Am Morgen des 25. Februar drohte der neuen Regie-rung groe Gefahr, von der rothen Republik berwltigt zu werden. Das Stadthaus wurde von einer Menge von 25 bis 30,000 Bewaffneten umringt. Die Revolution hatte bereits einen anderen Charakter angenommen, und lie be-frchten, da die gemigte Republik dem Socialismus und Communismus unterliegen werde. Unter den Massen erhoben sich rothe Fahnen, und an den Hten und Kleidern zeigten sich rothe Bnder. Ein Haufe drang tobend in das Be-rathungszimmer. Ein Fabrikarbeiter sprach die Forderungen der Menge aus, wobei er mit dem Kolben seines geladenen Gewehrs auf den Boden schlug, da die Wnde erdrhnten; er verlangte Einfhrung der Gtergemeinschaft, Errichtung einer Proletarierregierung und Annahme der rothen Fahne und Kokarde statt der dreifarbigen. Zugleich ertnte von drauen her der Ruf: Es lebe die demokratische und socia-listische Republik!" Damals war es Lamartine, der durch Geistesgegenwart und Ausdauer, durch seine hinreiende Beredsamkeit, durch Unerschrockenheit und Todesverachtung sich das grte Verdienst erwarb. Es gelang ihm, die Deputation der Arbeiter zum Abzug zu bewegen. Auch einen zweiten Volkshaufen von 45000 Mann, der am Nachmittage vordrang und noch strmischer auf Annahme der rothen Fahne und Bildung einer Proletarierregierung bestand, wute er zu beruhigen, indem er ihm, obgleich bisweilen den Mndungen der Gewehre ausgesetzt, die Worte entgegenhielt: Eure rothe Fahne hat keinen andern Umzug als aus dem Marsfelde
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und gebe nur ungern den Eingriffen in dieselben nach. Die Majoritt in der Nationalversammlung setzte eine Beschrnkung des Wahlrechts und der Presse durch, und obgleich diese und hnliche Bestimmungen dem Prsidenten nur willkommen sein konnten, so erklrte er doch gelegentlich, die Nationalversammlung untersttze ihn nur da, wo es auf Repressiv-maregeln ankomme, aber nicht da, wo es sich um Ver-besserungen in der Lage der Massen handele. So verlor die Versammlung allmhlich die Liebe und Achtung beim Volke, dieses sah mehr auf den Prsidenten als auf seine Vertreter, und der Einflu Louis Napoleons breitete sich in demselben Mae aus, als der der Nationalversammlung sank. Daneben hatten die Parteien der Legitimisten und Drieaniften ihr besonderes Ziel im Auge; eine Fraction von beiden trat mit dem Vorschlag einer Fusion hervor, bei welcher die Orleanisten das Thronrecht Heinrichs V. anerkennen sollten, wogegen Heinrich V. den Grafen von Paris adoptiren wrde; der Vorschlag scheiterte aber an dem Widerstreben der strengen Orleanisten, die bei der nchsten Prsidentenwahl den Prinzen von Joinville durchzusetzen und durch diesen den Thron Ludwig Philipps fr den Grafen von Paris wieder aufrichten
zu knnen hofften.
Unterdessen machte Louis Napoleon im August Reisen durch die Provinzen und suchte die Beamten und Corporationen durch seine Ansprachen zu gewinnen, in denen viel von dem groen Oheim, vom Glnze des alten Kaiserthums die Rede war. Gelegentlich lie der sonst undurchdringliche Mann seine geheimsten Wnsche durchblicken, wie im Herbst 1851 in Lyon, wo er auf die Huldigungen der wohlhabenden Klaffen die Erklrung abgab, er fei bereit, den Volkswillen zu voll-ziehen, mge derselbe Entsagung von ihm verlangen oder Beharrlichkeit." In der Normandie drckte er sich noch bestimmter aus und wies auf die groen Fehler der Verfassung hin. Der grte Fehler war in seinen Augen der Artikel 45, der die Wiedererwhlung des ausgeschiedenen Prsidenten vor Ablauf von vier Jahren ausdrcklich untersagte. Seine Gewalt lief am 3. Mai 1852 ab. Die besitzenden Klaffen sahen mit Bewrgni in die Zukunft; in der Masse herrschte die Ueberzeugung, da nur Louis Napoleon das Staatsruder
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